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Vierhundert Jahre hat es gedauert

Bernhard H. Bonkhoff

Was 1614 festgelegt wurde, konnte 2014 verwirklicht werden.

Käshofen hat ein eigenes Gotteshaus! Seit der Reformation ist der Gedanke, hier im Ort eine eigene Kirche zu bauen, immer wieder einmal aufgetaucht. Im Vertrag vom 25. Juli 1614 zwischen Herzog Johann ll. und Georg von Steinkallenfels werden rechtliche Fragen geklärt, welche die Bundenbacher Gemeinschaft betreffen. Dabei wird auch festgelegt, wie es mit der sonntäglichen Fürbitte für die Obrigkeit in der Herrschaft  Bundenbach gehalten werden soll: Es wird für beide Obrigkeiten, für den Zweibrücker Herzog und für den Bundenbacher Ritter samt ihren Familien, Fürbitte gehalten. Dann aber heißt es weiter:

"wann über kurz oder lang zu Kaishofen ein Kirch oder Capell sollte uffgericht oder daselbst in Häusern oder sonsten vielleicht bei Kinder-Tauffen, Besuchung der Kranken und Ausspendung der Sacramenten geprediget werden, wie oben von der Kirchen zu Buntenbach verordnet und gesetzt."

Offenbar lag damals der Bau einer Kirche oder Kapelle in Käshofen in greifbarer Nähe, wenn schon liturgische Festsetzungen für den Gottesdienst in ihren Mauern getroffen wurden. Die Regelung trat sogleich in Kraft, wenn z.B. in Käshofen Taufen, Krankenbesuche und Hausabendmahlsfeiern stattfanden.

Dass in Käshofen Gottesdienste abgehalten wurden, ist spätestens ab dem Jahr 1875 nachzuweisen, als man in Rosenkopf ein neues Altartuch anschaffte. Es ist noch heute in der dortigen Auferstehungskapelle in Gebrauch und trägt die gestickte Inschrift: Protestantische Kirchengemeinde Rosenkopf 1875.

Wie in Käshofen 1832 wurde auch in Mörsbach 1825 ein neues Schulhaus errichtet, von dem es 1832 heißt: "Das neue Schulhaus zu Mörsbach, mit einem schönen großen Lehrsaal, in welchem auch die Leichen-Reden gehalten werden... Zu diesem Zweck hatte man eine hölzerne Kanzel angeschafft. 1850 hatten die Schulhäuser von Käshofen, Rosenkopf und Krähenberg hölzerne Dachreiter erhalten, für die Friedrich Lindemann in Zweibrücken Glocken goss. Noch bevor die Kirchengemeinde Wiesbach für die dortige Kirche 1884 ein Harmonium anschaffte, besaß die Politische Gemeinde Käshofen bereits ab 1873 in ihrem Schulhaus ein solches Instrument. Hier fand nicht nur ab und zu, etwa in der Passionszeit, Gottesdienst statt. Hier wurden auch Gottesdienste zu Taufen, Trauungen und Beeerdigungen gefeiert. Gründe dazu gab es genug: Wenn für eine Haustaufe in den Häusern zu wenig Platz war, wenn es zu kaltes oder zu nasses Wetter war, oder wenn man den weiten Weg zur Kirche nach Wiesbach scheute. Vieles wird verständlich, wenn man sich die Zeit vor der Einführung des Autos vorstellt. Lange Jahre war z.B. der Abendmahlsgottesdienst am zweiten Weihnachtstag oder am zweiten Ostertag in Käshofen in Übung.


Die Orgel

Von Anfang an stand fest, daß die Käshofer Kreuzkapelle auch eine eigene Orgel bekommen sollte, denn neben den Glocken ist die Orgel das Instrument der Kirche. Schon in alttestamentlicher Zeit gehörten Widderhorn, Trompeten und Posaunen zum Gottesdienst dazu. Die Orgel vereint diese Blasinstrumente zusammen mit Flöten und Pfeifen zu einem geordneten Ganzen, zu einem Organon, das diesem Instrument seinen Namen gegeben hat. Ein ganzes Orchester sozusagen, das von einem Einzigen zum Erklingen gebracht wird. 

Einer der bekanntesten norddeutschen Orgelbauer, Wilhelm Führer (1905-1974) aus Wilhelmshaven, schuf diese Kleinorgel 1964 für die Kirche der Nordseeinsel Borkum. Später diente sie in der Reinholdikirche in Dortmund als Chororgel. In einem abschließbaren Schrankgehäuse besitzt sie folgende Register:
Manual C-g```
Gedackt   8`
Rohrflöte 4`
Prästant   2`
Pedal C-d` angehängt

Das kleine Werk besitzt 168 Pfeifen. Am Buss-und Bettag, dem 20.11.2013, ersteigerte der Beauftragte für die Kirchenmusik des Kirchenbezirks Homburg, Christoph Jakobi aus Hassel, das Instrument. Am 2.12.2013 holten Karl Hoffmann, Egon Gilbert, Hermann Schneider und Pfarrer Bonkhoff die Orgel in Dortmund ab. Sie wurde zunächst in der Friedhofskapelle in Kleinbundenbach aufgestellt, bis in Käshofen die Umbauarbeiten abgeschlossen waren. Zusammen mit der Kapelle wurde das Instrument am 1.11.2014 eingeweiht.


Die Glocken

Als 1969 die Käshofer Leichenhalle eingeweiht wurde, bekam sie eine kleine Bronzeglocke mit dem Ton f`` zu 130 kg aus der Glockengießerei des berühmten Gießers Friedrich Wilhelm Schilling (1914-1971) aus Heidelberg. Sie hängt frei in dem offenen Glockenträger und wurde von Anfang an elektrisch geläutet.
2013 stiftete der Käshofer Bürger und langjährige Jagdpächter Eberhard Kuhn für die Kapelle auf dem Friedhof eine zweite, größere Glocke. Sie wurde am 26.7.2013 in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe in der Glockenrippenform Friedrich Wilhelm Schillings gegossen und hat bei einem Gewicht von 270 kg und einem Durchmesser von 74 cm den Ton des´´. Sie bildet also mit der kleinen Glocke von 1969 eine Durterz.
Ihre Inschrift lautet:

ALLEIN GOTT IN DER HÖH SEI EHR UND DANK FÜR SEINE GNADE.

MEISTER BACHERT GOSS MICH 2013 FÜR DIE FRIEDHOFSKAPELLE IN KÄSHOFEN.

STIFTER WAR EBERHARD KUHN.

Während die Glocke von 1969 nur zum Zeichenläuten bei Trauerfällen und bei Beerdigungen zu Hören war, läuten seit der Montage der größeren Glocke nun beide Glocken täglich: Die kleine Glocke besorgt um 18 Uhr von Montag bis Freitag das Abendläuten. Beide Glocken läuten am Samstagabend den Sonntag ein und am Sonntagabend den Sonntag aus. Zu Gottesdiensten und Beerdigungen läutet eine Stunde vorher die kleine Glocke fünf Minuten lang, eine halbe Stunde vorher die große Glocke auch fünf Minuten. Zehn Minuten vor Beginn läuten dann beide Glocken gemeinsam. Das Zeichenläuten beim Sterbefall besorgt die große Glocke.


Die Bibelworte im Westfenster

Als Bürgermeister Karl Hoffmann zusammen mit Pfarrer Dr. Bonkhoff und den Helfern am 2. Dezember 2013 in Dortmund die Orgel für die Käshofer Kapelle abholten, entstand unterwegs der Plan, die Einwohner des Dorfes an der Ausgestaltung der Kapelle zu beteiligen. Jeder konnte ein Bibelwort, das ihm besonders wichtig ist, einreichen. Bis Ostern 2014 lagen 33 Sprüche aus dem Alten und 28 Sprüche aus dem Neuen Testament vor, die nun rechts und links des Portals in die Bleiverglasung eingesetzt sind. 
Es handelt sich durchweg um zentrale Gottesworte, die Kern und Stern des christlichen Glaubens zur Sprache bringen. Sie zeigen, daß in etlichen Häusern und Herzen Gottes Wort in Käshofen einen festen Platz hat. Sie werden hier im Haus Gottes auch dann noch zu lesen sein und ihre Gültigkeit haben, wenn diejenigen, die sie ausgesucht haben, zur ewigen Ruhe eingegangen sind.
Wer einen Bibelspruch für das Kapellenfenster abgegeben hat, wird ihn wiedererkennen. Es ist sein Spruch, aber es steht kein Name dabei. Manches Wort wird ein Konfirmationsspruch oder ein Trautext sein. Oder ein Wort, das auf einem Grabstein oder in einer Todesanzeige stand. Es ist ein Wort, das in ein Menschenherz hineingefallen ist und dort Wurzeln geschlagen hat. So ein Wort strahlt Licht und Kraft aus, denn christlicher Glaube lebt vom Wort. Es ist viel mehr, als nur frommes Gefühl oder stimmungsvolle Sehnsucht. Dieses Wort hat Gestalt angenommen in Jesus Christus: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit. So heißt es im Prolog des Johannesevangeliums.
Wenn die Dreiunddreißig und die Achtundzwanzig zusammen sich in der Käshofer Kapelle zum Gotesdienst versammeln, dann ist sie gut besetzt. Dann erfüllen Kapelle und Gemeinde ihren Zweck. Die 61 Bibelworte sind und bleiben eine Momentaufnahme, was aus  Gottes Wort im Jahr 2014 in der Gemeinde Käshofen besonders lebendig war. Und es stehen keine Namen dabei, denn diese Worte aus Gottes Wort gehören ja nicht allein einem einzelnen Menschen, sondern allen, die sich von solch einem Wort ansprechen lassen.


Die Bleiverglasung

Die Käshofer Kreuzkapelle lebt in ihrer Raumwirkung stark durch die Bleiverglasung der Fenster mit Echt-Antikglas, entworfen und ausgeführt durch den Zweibrücker Glaskünstler Eduard Angeli. Die beiden großflächigen Fenster korrespondieren in Motiv und farblicher Gestaltung. Sie symbolisieren eine Art Durchgang, ein großes, weites Tor, als wollten sie sagen: Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit (Psalm 121,8).
Dieser Weg ist der Lebensweg des Menschen. Er führt von der Nacht zum Licht, vom Tod zum Leben, von der Peripherie zum Zentrum, vom Werktag zum ewigen Sonntag, vom Karfreitag zu Ostern. Aber dies geschieht nicht automatisch, sozusagen von selbst. Voraussetzung ist, daß wir diesen Weg ganz bewußt gehen und uns nicht treiben lassen. In dem wohl am häufigsten gesungenen Beerdigungslied der katholischen Kirche mit dem Titel "Wir sind nur ein Gast auf Erden" wird aus diesem Gedanken vom Lebensweg eine Bitte: "Gar manche Wege führen aus dieser Welt hinaus. O, daß wir nicht verlieren den Weg zum Vaterhaus."

Das große Portal in der Westwand der Kapelle, das ganz von der Bleiverglasung eingefaßt ist, öffnet sich weit und wir treten ein. Der Weg führt hin zum Altar, zu Jesus Christus. Sein Kreuz zieht unsere Blicke auf sich. Auf seine Gestalt fällt helles Licht. Er schenkt uns Kraft und Hoffnung, gerade auch im Angesicht von Tod und Grab. Der Heiland ruft die Mühseligen und Beladenen zu sich: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. Sein Heilandsruf aus Mt. 11,28 gilt allen, die sich unter dem Kreuz versammeln. Er gilt auch dem Verstorbenen, den wir dem Herrn des Lebens im Gebet befehlen.
Wenn wir dann Gottes Wort gehört, gesungen  und gebetet haben, öffnet sich das große Portal in der Westwand der Kapelle erneut. Unser Weg führt hin zu einem frischen Grab, das die sterblichen Überreste eines Erdenbürgers aufnimmt und bewahrt zur Auferstehung der Toten.
Der Weg führt aber auch zurück ins gelebte Leben, getröstet und gestärkt durch die Begegnung mit Jesus Christus. Ja, wir wissen es: Einer von uns wird der Nächste sein, für den im Tod die Zeit zum Stillstand kommt und die Ewigkeit anfängt.


Die Kanzel

Wie der Altar ist auch die Kanzel biblischer Herkunft, aber sie wird viel seltener erwähnt, z.B. in 2. Chronik 6,13: Salomo hatte eine Kanzel aus Kupfer gemacht und mitten im Vorhof des Tempels aufgestellt. Bei Nehemia 8,4 wird eine hölzerne Kanzel erwähnt. Dort wird auch berichtet, daß sich das Volk erhob, wenn aus Gottes Wort vorgelesen wurde: Esra tat das Buch auf vor aller Augen, denn er überragte alles Volk; und als er´s auftat, stand alles Volk auf. Und Esra lobte den Herrn, den großen Gott.
Die Kanzel ist der Ort der Predigt, denn der auferstandene Christus hat seinen Jüngern aufgetragen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur (Markus 16,15). Es ist die wichtigste Aufgabe der Kirche, zum Glauben zu rufen und einzuladen. Sie tut dies durch Predigt, Unterricht und Seelsorge. Der Apostel Paulus schreibt an die Christengemeinde in Rom: Der Glaube kommt aus der Predigt, das Predigen aber aus dem Wort Christi (Röm. 10,17).
Die Gemeinde hat sich nicht dazu versammelt, um sich irgendein kluges Gedankengebäude als "Wort zum Sonntag" anzuhören, sondern sie will und soll die Wahrheit hören, die der Prediger aufgrund des ihm gegebenen Bibeltextes auszulegen hat. Schließlich und endlich zählt weniger das, was wir im Gedächtnis behalten, sondern das, was wir in unser Gewissen aufgenommen haben, damit es uns beim Leben aus dem Glauben heraus führt und leitet.
Die Kanzel schmückt ein violettes Antependium, bestickt mit dem Osterlamm. Diese Zeichen des Auferstandenen - Osterlamm mit der Siegesfahne - ist dem historischen Gerichtssiegel des Dorfgerichts Buntenbach-Kaishofen entnommen, das vor dem Dreißigjährigen Krieg entstanden ist, in der Zeit also, als zum ersten Mal der Bau einer Kirche oder Kapelle in Käshofen geplant wurde.


"Kreuzkapelle" statt "Leichenhalle"

Das am 1. November 2014 eingeweihte erneuerte Gebäude auf dem Käshofer Friedhof soll, wie es im Nachbardorf Rosenkopf auch geschehen ist, einen Eigennamen erhalten. Dort wurde aus der "Leichenhalle" die "Auferstehungskapelle". Für Käshofen war der Name "Kreuzkapelle" aus mehreren Gründen naheliegend. Unter den 81 Flurnamen, welche die Ortschronik auf S. 121 aufzählt, ist der einzige Flurname mit einem kirchlichen Bezug die Flur "Auf dem Kreuz", gelegen hinter dem früheren Raiffeisen-Lagerhaus an der Höhenstraße. Hier stand bereits im Mittelalter an der alten Salzstraße ein Wegekreuz. Unter den Mörsbacher Flurnamen findet sich nach der dortigen Ortschronik S. 64 f. die Flur "Am Ertz-Piester" und "Keßlers Kreuz". Wegekreuze und Bildstöcke haben sich auch über die Reformation hinaus in Flurnamen erhalten.
Leichenhallen sind in größeren Städten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus hygienischen Gründen entstanden und waren schon von ihrerer geringen Größe her lediglich eine Unterstellmöglichkeit für den Toten im Sarg. Die 1901 auf dem Zweibrücker Hauptfriedhof errichtete Halle trägt auf ihrem Fassadengiebel darum auch die Inschrift "LEICHEN-HAUS". Als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch Zug um Zug auf den Dörfern Leichenhallen errichtet wurden, waren sie nirgendwo groß genug, die zur Beerdigung versammelte Gemeinde aufnehmen zu können. Dies führte in der Regel zur Aufspaltung der Trauergemeinde in Angehörige drinnen und Zuschauer draußen. Eine eigene Architekturform entwickelte sich für diese Leichenhallen nicht. Oft waren sie reine Zweckbauten einfachster Bauart, bisweilen sehr spartanisch ausgestaltet und oft noch weniger gut erhalten. Ihre tatsächliche Nutzung ist bei 1-2% Beerdigungen pro Jahr, gerechnet nach der Einwohnerzahl, sehr gering. Käshofen hat sich mit der Neugestaltung des Bauwerks dafür entschieden, die Nutzung vielfältiger gestalten zu können, zumal immer mehr Beerdigungen keine Erdbestattungen mehr sind, sondern Urnenbestattungen. Die Aufbewahrung eines Verstorbenen im offenen Sarg ist inzwischen die Ausnahme.
Schon von außen kennzeichnet die Käshofer Kreuzkapelle ein Kreuz auf dem Glockenturm. Das geschah schon beim Bau der Anlage 1969. Auch in der Halle selbst wurde damals ein großes Kreuz angebracht, das auf der Rückseite elektrisch beleuchtet werden konnte. Es wurde 2014 durch ein  künstlerisch gestaltetes großes Kruzifix ersetzt, so wie seit 1962 auch in der Wiesbacher Bonhoeffer-Kirche ein Kreuz mit Korpus den Altarraum ziert.
 


Das Altarkreuz

Ein großes, schweres Holzkreuz hängt an der Stirnwand der Kapelle und zieht den Blick auf sich. Eberhrd Kuhn aus Käshofen hat es aus jahrhundertealten Balken eines örtlichen Dachstuhls geschaffen. Der Gekreuzigte ist eine künstlerisch bedeutsame Arbeit des 18. Jahrhunderts. Im Johannesevangelium (12,32 f.) sagt Jesus: "Wenn ich erhöht werde von der  Erde, so will ich alle zu mir ziehen." Und der Evangelist Johannes fügt erklärend hinzu: "Das sagte er aber, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde."
Unter dem Kreuz Jesu Christi versammelt sich seine Gemeinde zum Gottesdienst. Unter dem Kreuz Jesu Christi werden bei Beerdigung die Toten aufgebahrt. Auf vielen Gräbern draußen auf dem Friedhof steht das Kreuz und erinnert an das letzte Wort des Gekreuzigten: "Es ist vollbracht!" (Joh. 19,30).
Das große, schwere Holzkreuz hat seinen Platz über dem Altartisch. Es zeigt groß und deutlich an, was im christlichen Glauben die Hauptsache ist: "Für euch". Mit den Worten des Apostels Paulus (1.Korither 2,2): "Ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten". Und die christliche Gemeinde hat allezeit den Auftrag, dafür zu sorgen, daß die Hauptsache die Hauptsache bleibt, eben jenes "Für euch" zu bekennen: Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt (Jesaja 53,5). Das sind keine überholten Redensarten früherer kirchlicher Dogmatik, sondern das ist Kern und Stern des christlichen Bekenntnisses aller Zeiten und Zonen: Gekreuzigt, gestorben und begraben... Am dritten Tage auferstanden von den Toten. Aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen die Lebenden und die Toten... Und hinter jedem dieser Sätze können wir in Gedanken hinzufügen:...für mich, für dich, für uns, für alle, die das annehmen und damit Christ geworden sind. Der gekreuzigte Heiland hängt am Käshofer Holz. In Martin Luthers Weihnachtslied mit dem Titel "Gelobet seist du, Jesus Christ, daß du Mensch geboren bist" heißt es im Schlußvers: "Das hat er alles uns getan, sein groß Lieb zu zeigen an. Des freu sich alle Christenheit und dank ihm des in Ewigkeit. Kyrieleis."


Der Altar

Der in Käshofen ansässige Steinmetzmeister Christian Gabriel hat ihn aufgestellt, gestaltet aus Pfälzer Buntsandstein aus dem Steinbruch Müller in Eselsfürth bei Kaiserslautern. Seine Form als Steintisch ist sehr alt und geht in die Zeit der Urkirche zurück und wurde gerade in Südwestdeutschland in der Reformationszeit wieder aufgegriffen: Als 1787 in Annweiler die reformierte Kirche neu erbaut wurde, kam der aus dem 16. Jahrhundert stammende Tischaltar in die Friedhofskapelle, wo er erhalten ist: Auf einem kräftigen Pfeiler ruht eine schwere profilierte Steinplatte. Die 1764 von dem Bundenbacher Freiherrn von Catchart zu Carbiston errichtete reformierte Kirche in Assweiler bei Lützelstein im Elsaß besaß einen ähnlich gestalteten Altar, den das Neue Testament in 1.Kor. 10, 21 als "Tisch des Herrn" bezeichnet. Auch die beiden Kirchen des bekannten elsässischen Pfarrers und Sozialreformers Johann Friedrich Oberlin in Waldersbach und in Urbach (Fouday) besitzen solche Altäre. Die protestantische Kirche in Lauterecken besitzt einen aus einheimischem Marmor geschaffenen barocken Altartisch aus dem Jahr 1725. Auf dem Altar liegt die Bibel, das Wort Gottes. Durch sie redet Gott uns zu. Im Psalm 26 heißt es im 6. Vers: Ich halte mich, Herr, zu deinem Altar, dir zu danken mit lauter Stimme und zu verkündigen alle deine Wunder. Herr ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.
Der Altartisch hat, passend zur Kapelle, eine sehr schlichte, klassische Form, die wenig aufträgt in ihrer Zeckmäßigkeit. Sein Fuß trägt zwei Jahreszahlen: 1614, als zum ersten Mal der Plan zum Bau einer Kirche oder Kapelle in Käshofen nachweisbar ist, und 2014, als dieser Plan genau nach 400 Jahren in die Tat umgesetzt wurde. Mit der Errichtung des Altars ist aus der früheren Leichenhalle, die nur zur Beerdigung diente, ein Haus des Herrn geworden, wo sich seine Gemeinde zum Gottesdienst versammelt. Damit trägt Käshofen zu einer Entwicklung bei, die in vielen Dörfern und Städten nachweisbar ist: Gottesdienste finden vor Ort statt, nicht nur im Nachbardorf. Trauerfeiern werden nicht mehr ausschließlich auf Friedhöfen gehalten, sondern in den Kirchen, sie sind damit an ihren ursprünglichen Ort zurückgekehrt.

Die Käshofer Kreuzkapelle vereint beides.